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Mit dem Oberrheingraben liegt unter unseren Füßen eine geologische Zone, in der die wasserführenden, porösen Schichten besonders tief sind. Das 100 bis 120 Grad Celsius heiße Tiefenwasser lässt sich hier mit geringem technologischem Aufwand für die Wärmeversorgung unserer Region nutzen und über Wärmetauscher in bestehende Wärmenetze einspeisen. So können konventionelle Heizkraftwerke ersetzt werden. Erdwärme ist eine klimaneutrale, emissionsfreie und quasi unerschöpfliche Energiequelle. Sie ist das ganze Jahr unabhängig von Tageszeit und Wetter verfügbar. Mit anderen Worten: Unter unseren Füßen liegt ein echter Schatz, den es jetzt zu heben gilt.
Geologie Oberrheingraben - eure Fragen
Eignet sich der Oberrheingraben zur Erdwärmegewinnung?
Ja – und zwar ausgesprochen gut. Der Oberrheingraben ist sogar eine der wichtigsten Regionen für hydrothermale Nutzungen in Baden-Württemberg. Das liegt an den besonderen geologischen Verhältnissen, die deutlich erhöhte Temperaturen im tieferen Untergrund mit sich bringen. Je tiefer man bohrt, umso heißer ist es: Während in Mitteleuropa die Temperatur im Schnitt um etwa 3 Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe zunimmt, steigt sie im Oberrheingraben um etwa 3,7 bis 4,5 Grad Celsius pro 100 Meter.
Gibt es bereits Anlagen im Oberrheingraben?
Ja. Insgesamt sechs Anlagen produzieren 130 bis 180 Grad Celsius heißes Thermalwasser. Unter anderem in den Orten Landau, Soultz-sous-Forêts in Frankreich oder bei Insheim in der Pfalz wird schon länger Erdwärme erfolgreich zur Energiegewinnung genutzt.
Kann die Tiefengeothermie auch Erdbeben auslösen oder andere seismische Aktivitäten?
Ja. Aber die Risiken sind sehr, sehr überschaubar. Unter seismischer Aktivität versteht man alle Bewegungen der Erdkruste. Und die äußerste Hülle unseres Planeten ist in dieser Hinsicht springlebendig, denn sie ist ständig aktiv.
Allerdings sind seismische Aktivitäten meist so schwach ausgeprägt, dass wir von ihnen gar nichts mitbekommen. So auch im Oberrheingraben. Unsere Heimatregion ist zwar ein Gebiet mit erhöhter seismischer Aktivität. Aber die Erdbeben sind im Allgemeinen von geringer Stärke und Intensität.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch Geothermie ausgelöst werden, ist „deutlich niedriger als bei vielen weiteren Bergbauaktivitäten“, schreibt das Umweltbundesamt. Werden alle in der Genehmigung festgelegten Vorsichtsmaßnahmen beachtet, seien die „Risiken weder wahrscheinlich noch schwerwiegend.“
Durch den Einsatz eines speziellen, hochempfindlichen Monitoringsystems können wir Erschütterungen in der Tiefe frühzeitig erkennen, auch wenn sie an der Oberfläche nicht spürbar sind. Erdwärmeanlagen können beim Auftreten solcher Erdschwingungen gezielt gesteuert oder heruntergefahren werden.
Welche Techniken werden genutzt?
Wir wenden ausschließlich die hydrothermale Geothermie an. Dafür werden zwei Bohrungen benötigt: Aus einer wird das Thermalwasser gefördert. In die zweite wird es abgekühlt wieder zurückgeleitet. Bei dieser Technologie ist es unwahrscheinlich, dass es zu Erdbeben mit Schäden kommt.
Kann die Geothermie unser Grundwasser verschmutzen oder gefährden?
Gefahren für unser Grundwasser, das wir als Trinkwasser nutzen, sind bei diesem Verfahren nicht zu erwarten, schreibt das Umweltbundesamt. Vorausgesetzt natürlich, dass alle Vorgaben des Bergrechts und die Anforderungen des Trink- und Grundwasserschutzes umgesetzt werden. Was bei all unseren Aktivitäten selbstverständlich der Fall ist.
Erstens handelt es sich beim Betrieb einer Geothermieanlage um einen geschlossenen Wasserkreislauf. Daher fällt kein Lagerstättenwasser an, das entsorgt werden müsste. Und zweitens werden die Bohrungen grundsätzlich mehrwandig aufgebaut, damit sie eine sichere Barriere bilden. Zudem werden die Bohrungen sowie das geförderte Thermalwasser ständig streng überwacht.
Bei fast 100 tiefengeothermalen Bohrungen in Süddeutschland sind bisher keinerlei Grund- oder Trinkwasserverunreinigungen aufgetreten. Das spricht für die hohen Standards, die strenge Überwachung der Erfüllung aller Auflagen sowie die höchste Professionalität der Bohrunternehmen. Lediglich bei der Erschließung der Erdwärme kann je nach Region Tiefenwasser mit hohem Salzgehalt und weiteren Spurenstoffen mitgefördert werden, die für das Trinkwasser relevant sein können. In diesem Fall wird das belastete Tiefenwasser fachgerecht entsorgt.
Können Gestein oder Thermalwasser radioaktiv belastet sein?
Die Gesteinsschichten des Oberrheingrabens, die für die Tiefengeothermie relevant sind, weisen keinerlei erhöhte Strahlung auf. Es handelt sich dabei um das gleiche Material, wie es überall an den Rändern des Oberrheingrabens an der Oberfläche vorkommt und aus dem auch viele Häuser hier in der Region gebaut sind (Kalkstein, Sandstein, teilweise auch Meeresablagerungen wie Tonstein). Minimal erhöhte Strahlungswerte können dagegen Gesteine des Grundgebirges aufweisen, etwa Granit oder Erz. In diesen Tiefen sind jedoch keine Aktivitäten geplant.
Das mineralisierte Thermalwasser kann eine geringe Strahlung aufweisen. Diese ist natürlichen Ursprungs und unbedenklich. Hinzu kommt, dass eine Tiefengeothermieanlage ein geschlossenes System ist, bei dem das Thermalwasser im laufenden Betrieb nicht an der Oberfläche austritt. Lediglich an Filtern und Wärmetauschern der Anlage können sich radioaktive Rückstände in kleinen Mengen ablagern. Diese werden bei Wartungs- und Reinigungsarbeiten fachmännisch und unter Berücksichtigung arbeitsschutzrechtlicher Maßnahmen entsorgt. Für die Menschen in der Umgebung besteht keine Gefahr.
Weitere Informationen des Bundesamts für Strahlenschutz:
Natürliche Strahlenbelastung
Grenzwerte für Strahlenschutz
Mögliche Strahlenbelastung durch Geothermie
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